Präsentiert:

Unterweltparty

Ausstellung in der Galerie Kewenig 12 Rooms (Room#12), Brüderstraße 10, Berlin
vom 2. bis zum 31. Dezember 2020

Foto: Jeannine Simon

Ich wollte in meinem Atelier eine Party mit dem Titel "Unterwelt" schmeißen. Sie sollte unter ultraviolettem Licht, auch "Schwarzlicht" gennant, stattfinden. An den Wänden stellte ich mir Kohlezeichnungen auf Papier vor, deren weiße Stellen unter dem UV-Licht mit unnatürlich bläulichem Schein im Dunkel erstrahlen. Die Zeichnungen sollten Kopien von Bildern der Alten Meister sein, die Szenen der Unterwelt aus der griechischen Mythologie darstellen. Ich stellte mir vor, wie die Partygäste, dem verbindlichen Dresscode gemäß nur in Weiß oder Schwarz gekleidet, wie schimmernde Gespenster durch den Zigarettenrauchnebel im Atelier herumwandern. An sich wäre das eigentlich eine banale Klub- oder Discoszene, aber ich bildete mir ein, sie könnte dennoch etwas Mystisches an sich haben.

Als ich mit der ersten Zeichnung anfing, musste ich jedoch feststellen, dass ich trotz der Überzeugung, in meinem Beruf schon ausreichend Erfahrung gesammelt zu haben, immer noch kindisch naiv bin. Der mit der Anfertigung originalgetreuer Kopien verbundene Zeitaufwand war nämlich so groß, dass er den Termin der geplanten Party in unbestimmte Zukunft verschob. Auch der Wunsch, sie überhaupt zu feiern, ließ langsam nach. Doch ich setzte die Arbeit fort, obwohl mit dem Gefühl, etwas völlig Absurdes zu tun. Warum, um Gottes willen, würde ich meine Zeit mit irgendwelchen Kopien vergeuden wollen? Damit mir jemand den Spitznamen "Rembrandt" anhängt? Und bleibt das Konzept erhalten, wenn die Party ausfällt? Dabei weiß ich, dass ein "echter Profikünstler" es jemand anderem überlassen würde, diesen mühsamen Job für ihn zu erledigen, um sich selbst vernünftigeren Sachen zu widmen.

Während ich aber an den Kopien arbeitete, wuchs in mir eine gewisse Freude an der Sinn- und Zwecklosigkeit dieses Unternehmens. Außerdem wollte ich auf den Genuss nicht verzichten: erstens darauf, mit Kohle zu arbeiten, und zweitens auf das allmähliche "Eintreten" in das Originalwerk, das mir als Vorlage diente. Letztendlich ist diese Erfahrung wie ein Abstieg in die Unterwelt gewesen – wenn schon keine rauschende Party, dann doch eine Art von Unterhaltung mit denen, die nicht mehr auf Erden wandeln.